Momente der Stille: Sternenkindfotografie als Brücke zwischen Welten

ANNE KNOKE

„Es ist ein Bild, das ich niemals jemandem zeigen würde. Aber dieses Bild ist der größte Schatz, den ich besitze!“ Dieser Satz, den meine Freundin 2017 zu mir sagte, brachte mich das erste Mal mit dem Thema Sternenkindfotografie in Berührung.

 

Das Bild ihres Sternenkindes war nicht professionell, sondern von einer Hebamme gefertigt. Organisierte Sternenkindfotografie gab es noch nicht, als ihr Kind zu den Sternen reiste: „Wenn das einer kann, dann du, Anne!“, ermunterte sie mich damals, dieses Ehrenamt zu übernehmen.

Nicht einmal ein Bild ….

Es sollte noch fast ein Jahr dauern, bis ich den Schritt wagte: Ich stand mit meiner Nachbarin zusammen, sie schaute meinen spielenden Kindern zu und fing plötzlich an zu weinen. Unter Tränen berichtete die über 80jährige Frau, dass sie ein Kind zur Welt gebracht hatte, welches im 7. Monat verstorben war. Direkt nach der Geburt wurde es weggebracht: „Ich habe es nie gesehen. Ich habe nicht einmal ein Bild. Inzwischen frage ich mich, ob das wirklich passiert ist oder ob ich mir das nur eingebildet habe…“

Im Stillen wirken

Noch am selben Tag bewarb ich mich als Sternenkindfotografin. Seit 2023 bin ich im Vorstand von SternenkindFotografie e.V. Wir haben derzeit etwa 80 Mitglieder. Ich kann nicht zählen, mit wie vielen Sternenkindfotograf:innen aus anderen Organisationen ich in Kontakt stehe. Die wenigsten Fotograf:innen, die ich kenne, sind spontan dazu gekommen.

Bewusstwerdung & Prozess

Für die meisten war es ein Prozess, sich bewusst zu werden, ob man die Herausforderungen, die dieses Ehrenamt mit sich bringt, wirklich tragen kann. In unserem Verein unterstützen wir unsere Mitglieder, die sich als Sternenkindfotograf:innen engagieren wollen, mit Workshops, die sie schon vor der Aufnahme in unseren Verein besuchen können, und einem Patenprogramm, so dass sie die ersten Einsätze nach Möglichkeit in Begleitung von erfahrenen Kolleg:innen übernehmen können. Dies bietet eine wichtige Stütze, wenn man zum ersten Mal ein Kind fotografiert, das vor, während oder kurze Zeit nach der Geburt verstorben ist.

Berühungen und berühren

Für viele ist es das erste Mal, dass sie mit dem Tod in Berührung kommen und es bestehen gerade am Anfang manchmal Unsicherheiten, die nach den ersten Einsätzen aber meist schon verschwunden sind. Wir fotografieren Kinder, die den Sprung ins Leben nicht geschafft haben, etwa ab der 14. Schwangerschaftswoche. Die meisten unserer Einsätze finden in Kliniken statt. Es kann aber auch vorkommen, dass wir zum Bestatter oder sogar zu den Eltern nach Hause gerufen werden.

Die Endlichkeit des Seins

Die Trauer der Eltern hat viele Gesichter und so muss man als Sternenkindfotograf:in nicht nur emotionale Stärke, sondern auch ein besonderes Maß an Empathie und Einfühlungsvermögen mitbringen. Jeder Einsatz ist anders und immer wieder neu, aber bei aller Traurigkeit ist dieses besondere Ehrenamt auch ein Geschenk für die, die es ausführen. Es führt immer wieder die Endlichkeit des eigenen Seins vor Augen und hilft – zumindest mir – dem Leben bewusster, mit mehr Demut und Dankbarkeit zu begegnen:

„Wir fotografieren nicht den Tod. Wir fotografieren sehnlichst erwartetes Leben!“

-B. Walther-Lüers

Wenn Du Sternenkindfotografin werden möchtest:

Wenn du überlegst, Sternenkindfotograf:in zu werden, melde dich gern bei uns. Weitere Informationen und aktuelle Termine findest du auf unserer Homepage oder in unseren Social Media-Profilen:

 

Über Anne

Ich bin Anne Knoke und seit meiner Kindheit mit der Kamera in der Hand unterwegs. 2018 habe ich, damals noch als Hobbyfotografin, mit der Sternenkindfotografie begonnen und darüber mein Talent für traumasensible

Fotografie und dokumentarisches Arbeiten entdeckt. Seit 2020 bin ich auch beruflich als Fotografin tätig und betreibe seit 2021 mein kleines Fotostudio, den Fotosalon in Quakenbrück, wo ich mit meinen 3 Kindern und unserem Hund lebe.

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